die republik haiti

Haiti

Haiti grenzt an die Dominikanische Republik, macht den westlichen Teil der Karibikinsel Hispaniola aus und galt ursprünglich als die "Perle der Karibik". Der Name „Haiti“ (indianisch: Quisqueya/Bohio) stammt aus der Sprache der Tainos, der Ureinwohner Hispaniolas und bedeutet „Bergiges Land“. Im Januar 2004 konnte die Republik Haiti den 200. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit begehen. Der Kampf um diese Unabhängigkeit war eine echte Sozialrevolution, die zur Emanzipation der Sklavenbevölkerung und zur politischen Unabhängigkeit führte. Dabei musste das haitianische Volk gewaltige Opfer bringen. Gewaltige Opfer werden auch heute noch von der Bevölkerung Haitis gefordert: Extreme Armut, ein bedrohlich großes Maß an Krankheiten und Analphabetentum bestimmen das tägliche Leben, immer wieder unterdrücken brutale Tyrannen das Volk. Haitis Existenz war schon immer geprägt von politischer Instabilität und permanenter wirtschaftlicher Unterentwicklung - und zu alledem nimmt die Weltgemeinschaft kaum Notiz von den Problemen des Landes. Die „Perle der Antillen“, die Haiti einst war, entwickelte sich zu einem der schlimmstem „Armenhäuser“ der Welt. Die Haitianerinnen und Haitianer kämpfen nicht nur ums wirtschaftliche Überleben, sondern ums Überleben überhaupt! Die Zahlen, die all diese Fakten untermauern, sind dramatisch:



Bevölkerung

In Haiti wird nur ein sehr kleiner Teil der Geburten oder Todesfälle amtlich registriert. Daher beruhen alle Zahlen auf Schätzungen und Hochrechnungen. Die Lebenserwartung beträgt knapp 53 Jahre (2005). Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 9,2%, die Kindersterblichkeit bei 13,2%. 75% der Bevölkerung lebt unter dem Existenzminimum. 80% der Haitianerinnen und Haitianer sind arbeitslos. Knapp 90% der Bewohner sind Analphabeten, die weder schreiben noch lesen können. In Haiti werden Kreolisch als Muttersprache und Französisch als offizielle Sprache gesprochen. Seitdem Anfang der 80er Jahre das Kreolische auch als Unterrichts- und Bildungssprache an den Volksschulen eingeführt wurde, verschlechtert sich unter den Schulkindern die Kenntnis der französischen Sprache mehr und mehr. Die Sprachen der indigenen Ureinwohner sind ausgestorben. Die haitianische Bevölkerung teilt sich in 95% Schwarze, 4,9% Mulatten und 0,1% Weiße auf. Ihre Gesamteinwohnerzahl wird auf etwa 8 Millionen geschätzt. 85% der Bewohner sind Katholiken, die übrigen 15% Protestanten, Zeugen und Mormonen; die Voodoo-Religion, welche die Sklaven aus Afrika mitgebracht hatten, hat Adepten in allen Schichten und wird von der Mehrheit der Bevölkerung anerkannt. 40% der Haitianer leben in Städten. Die größten Städte sind: Port-au-Prince mit den Stadtteilen Carrefour, Delmas und Pétionville mit etwa 2,7 Millionen Einwohnern, sowie Cap-Haitien mit etwa 140.000 Einwohnern.

Gesundheitswesen

Im Gesundheitswesen können Statistiken nahezu nur von einem Übermaß an Krankheiten berichten, deren Bekämpfung der Staat nicht in den Griff bekommt, ja meist gar nicht in Angriff nimmt. 16% der haitianischen Bevölkerung haben sich mit dem Aidsvirus angesteckt. Jedes 5. Kind stirbt im Alter zwischen 0 und 5 Jahren an chronischer Mangelernährung, Eisenmangel, Sichelzellenanämie oder Durchfall. Viele Kinder erblinden, weil der Mangel an Vitamin A in ihrem Körper Glaukom erzeugt. Tuberkulose, Malaria, Typhus, Hepatitis, hoher Blutdruck und Magengeschwüre sind jene Krankheiten, welche die häufigsten Todesopfer sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen verursachen.

Schul- & Bildungswesen

Das Schul- und Bildungswesen Haitis ist auf einem so niedrigen Niveau angelangt, dass 90% der Haitianer Analphabeten sind. Zu verstehen ist dieser so hohe Prozentsatz, wenn man weiß, dass es keine allgemeine Schulpflicht gibt. Die wenigen privilegierten Kinder, die eine Schule auf dem Land besuchen können, müssen ein Schulgeld von mindestens 10 Euro aufbringen, hinzu kommen Kosten für Schuluniformen von mindestens 20 Euro (aufgrund der sehr hohen Temperaturen im Land sind jeweils zwei Uniformen dringend nötig). Der Aufwand für Schulbücher beträgt 20 Euro und steigert sich pro weitere Jahrgangsstufe um 10%. Schüler, die in der Stadt leben, müssen zudem transportiert werden. Diese Ausgaben sind von einer durchschnittlichen haitianischen Familie nicht zu leisten. Viele haitianischen Kinder und Erwachsene verbringen ihre Tage mit Kinderarbeit, Prostitution, Drogenhandel, illegaler Herstellung von Waffen und deren Gebrauch. Es gibt sehr viele – rechtlose – Straßenkinder. Nicht selten werden Kinder vom Land schon mit 5 Jahren zu wohlhabenderen Familien in die Stadt gegeben, um bei der Hausarbeit zu helfen. Die Eltern erhoffen sich von dieser Maßnahme Kost und Logis für ihre Kinder - und vielleicht den Besuch einer Nachmittagsschule und die Durchführung der Erstkommunion.

Wirtschaft

Die Wirtschaft Haitis liegt danieder. Die wenigen Fabriken, die in den Städten ansässig waren, mussten in den letzten Jahren der Gewalt vor Ort weichen und ließen sich auf benachbarten Inseln nieder. Der bescheidene Handel, der in den Städten noch stattfindet, lebt von der Improvisation. Man kauft und verkauft, was gerade günstig ist und wovon man sich einen kleinen Profit verspricht: gekochtes Essen, schlechte Nahrungsmittel aus dem Ausland, gebrauchte Kleider oder Schuhe. Mehr als 70% der Bevölkerung vegetiert unter der Armutsgrenze dahin. Seit Ende des 20. Jahrhunderts exportiert Amerika Reis nach Haiti, die einst wohlhabenden haitianischen Reisbauern zählen heute zu den Armen des Landes. Der Import von Schweinen aus den USA und die Verpflegung mit importiertem Futter verschlingt sehr viel Geld. Die Regierung Duvaliers hatte unter dem Vorwand einer gefährlichen Schweinepest alle haitianischen Schweine ausrotten lassen.

HAITI`S GESCHICHTE:

In den Jahrzehnten, die auf die Entdeckung der Insel Hispaniola durch Christoph Columbus folgten, wurde die indigene Urbevölkerung, die Tainos , fast vollständig ausgerottet. Ab Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Insel von afrikanischen Sklaven wiederbevölkert, die auf den Zuckerplantagen eingesetzt wurden. 1697 trat Spanien das westliche Drittel, welches von da an Saint-Domingue genannt wurde, an Frankreich ab. Dieses Gebiet wurde im Verlauf des 18. Jahrhunderts zur reichsten französischen Kolonie. Am 22. August 1791 kam es unter der Führung von Toussaint Louverture und Jean-Jacques Dessalines zu einem Sklavenaufstand, der sich zu einem gegen die französischen Truppen gerichteten Zermürbungskrieg entwickelte. Selbst eine von Napoleon gesandte Armee wurde geschlagen. Am 1. Januar 1804 erklärte Saint-Domingue seine Unabhängigkeit von Frankreich und nannte sich fortan Haiti. Haiti, die erste unabhängige Republik von Schwarzen und Mulatten, engagierte sich in der Abschaffung der Sklaverei und unterstützte zudem die Länder Venezuela, Peru und Kolumbien in ihrem Unabhängigkeitskampf. Unter Präsident Boyer – der das seit 1806 in einen mulattischen Süden und in einen schwarzen Norden geteilte Haiti 1820 wiedervereinte – schaffte Haiti nach erfolgter Annexion des östlichen Teils der Insel (der späteren Dominikanischen Republik) im Jahre 1822 auch dort die Sklaverei ab. Von diesem Engagement fühlten sich die USA und die europäischen Staaten bedroht, worauf sie gegen Haiti Sanktionen verhängten. Zusätzlich forderte Frankreich als Gegenleistung für die Anerkennung der Unabhängigkeit Haitis Entschädigungen für ehemalige Plantagenbesitzer. Diese Zahlungen in Höhe von 90 Millionen Francs d`Or (etwa 17 Milliarden Euro) zahlte Haiti an Frankreich über viele Jahrzehnte ab. Seitdem ist Haiti zum ärmsten Land der westlichen Hemisphäre und, laut WHO, zum drittärmsten Land der ganzen Welt geworden, was besonders auf die kurz nach der Unabhängigkeit erfolgte Zerschlagung der Großplantagen und die Bodenverteilung zurückgeführt wird. Zudem hatte Haiti während des größten Teils seiner Geschichte unter Gewaltherrschern und Kleptokraten zu leiden. Von 1915 bis 1934 war das Land von den USA besetzt. Es wurden Anstrengungen unternommen, die Infrastruktur – speziell das Bildungssystem – zu verbessern, aber durch das Aufdrücken dieser Reformen, die weder Bräuche noch Traditionen Haitis berücksichtigten, waren diese nicht gewünscht und folglich nicht erfolgreich. Ab 1957 herrschte über Haiti der frühere Landarzt Francois Duvalier, genannt Papa Doc, der sich selbst acht Jahre später als Präsident auf Lebenszeit einsetzte. Bekannt wurde er durch die sogenannten „Tonton Macoutes“, eine große Freiwilligentruppe, die Elemente einer Geheimpolizei und einer Schlägertruppe in sich vereinte. Sein Sohn Jean-Claude Duvalier, genannt Baby Doc, folgte ihm 1971 im Alter von 19 Jahren in die Regierung und musste 1986 ins Exil wandern. Trotz der Verfassungsreform 1987 putschte das Militär und übernahm die Macht. Haiti schien aufatmen zu können, als 1990 der Armenpriester Jean-Bertrand Aristide mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten gewählt wurde. Aristide, einziger Hoffnungsträger seines Volkes, entwickelte sich zu einem skrupellosen Ausbeuter und grausamen Führer. Schon nach sieben Monaten wurde er aus dem Amt geputscht. 1994 konnte Aristide im Gefolge einer US-amerikanischen Intervention in sein Amt zurückkehren und 1996, nach Ablauf seiner Amtszeit, das Amt an seinen engen Weggefährten René Préval übergeben. 2000 fanden äußerst umstrittene Parlamentswahlen statt, welche die Partei Aristides gewann. Als Aristide mit über 90 Prozent der Stimmen auch die Präsidentenwahl gewann, wurden Vorwürfe laut, dass die Wahlen manipuliert gewesen seien. Er verließ im Februar 2004 das Land. Nach Monaten und Jahren bürgerkriegsähnlicher Unruhen und unvorstellbarer Grausamkeiten seitens der „Chimaires“ (Aristide-Anhänger) fanden im Februar 2006 unter Aufsicht von mehreren tausend UNO-Soldaten erneut Präsidentschafts- und im April 2006 Parlamentswahlen statt. Zum umstrittenen Sieger wurde René Préval erklärt, der frühere Vertraute von Aristide....

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